Online Dating in Australien:


Down-under eher konservativ

Veröffentlicht: 25. November 2008

Wir führten ein Interview mit Noemi Schaper, ehemalige Mitarbeiterin bei match.com in Australien und heute Online-Marketing-Direktorin bei FriendScout24.

Noemi Schaper lebte nach ihrem Studium in Wuppertal insgesamt acht Jahre in Australien und arbeitete bis vor kurzem im Sydney-Office der weltweit größten Singlebörse "match.com".

Damit ist sie für uns der perfekte Gesprächspartner, um mehr über das "Online Dating Down Under" zu erfahren! Noch lieber wären wir natürlich selbst hingefahren ;-)

Frau Schaper, wie sind Sie als Deutsche in Australien im Office einer internationalen Singlebörse gelandet?

Ich bin direkt nach meinem Studium nach Australien gegangen und habe dort unter anderem für amerikanische Online-Portale als auch im Online-Marketing für einen großen australischen Telekomkonzern und ISP gearbeitet. Nachdem "match.com" die Software einer Australischen Partnerbörse namens "soulmates technology" - übernommen hatte, wurde ein Asia-Pacific-Team zusammengestellt. 

Und so kam es, dass match.com mich angesprochen hat. Ich habe dann als Online-Marketing-Manager das Wachstum von match.com in Neuseeland, Australien und Indien durch die klassischen Online-Marketing-Tools (Koperationen/ SEM/ SEO/ Ad Kampagnen...) unterstützt. Das war eine spannende Herausforderung welche durchaus einen ziemlichen "start up"-Charakter hatte.

Ist match.com die Nummer 1 da unten? Wie viele Mitglieder hat match.com in diesem Land ungefähr?

match.com ist weltweit das größte Online-Dating-Portal, aber in Australien, wie in anderen Ländern, haben sie starke nationale Mitbewerber. Damals und heute ist die australische Partnerbörse rsvp.com.au - der Name leitet sich übrigens aus dem französischen répondez si'l vous plait ("um Antwort wird gebeten" Anm. der Red.) ab - der Marktführer in Australien.

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Noemi Schaper

Wer sind die größten Mitbewerber?

Während meiner Zeit in Australien waren neben rsvp auf jeden Fall noch "lavalive2 - eine kanadische Firma - und yahoo (damals noch mit einem eigenen Online-Dating-Service) die wichtigsten Wettbewerber für uns.

Wie kam es zu Ihrer Rückkehr nach Deutschland und zu Ihrem Einstieg bei FriendScout24?

Nachdem match.com sich dazu entschlossen hatte, das Asia-Pacific-Geschäft von den USA aus zu steuern, habe ich das zum Anlass genommen, Australien ebenfalls zu verlassen. Nach acht Jahren war es einfach Zeit für etwas Neues.

Ich war aber unschlüssig, welches Land ich für meinen nächsten beruflichen Schritt wählen sollte. Also habe ich ein Sabbatical genommen - und meine Freunde in Asien, USA und Europa besucht. Hier und da habe habe ich mir Jobs angeschaut und Gespräche geführt, um herauszufinden, ob ich in dem jeweiligen Land Leben möchte. Letztendlich habe ich gemerkt, dass ich ein Leben in Europa doch wieder klasse fände.

Ich hatte ein paar interessante Angebote aus London und habe mich auch auf eine deutsche Anzeige gemeldet (FriendScout24). Die Entscheidung für FriendScout24 traf ich mehr oder weniger aus dem Bauch heraus. Die Atmosphäre, die Mitarbeiter und die Gespräche waren mir von Anfang an sympathisch und ich hatte einfach das Gefühl, dass ich mich hier wohlfühlen könnte, obwohl mir München vollkommen fremd war. Dieser erste Eindruck hat sich bestätigt - und das ist bis heute so geblieben.

Und wie arbeitet es sich bei Deutschlands Partnerbörse Nr.1?

Wie gesagt, mein gutes Gefühl in Bezug auf FriendScout24 war berechtigt. Ich habe ein tolles, hoch motiviertes Team. Wir verfügen über Kompetenz und Man-Power und haben Spaß an der Arbeit und das spiegelt sich auch in unseren Ergebnissen wieder.

An FriendScout24 schätze ich auch die "deutsche Zuverlässigkeit". Hier setzt man sich ein Ziel, entwickelt eine Strategie und arbeitet konsequent daran das Ziel zu erreichen. Ich schätze diese Arbeitsweise, welche nicht in allen Ländern so vertreten ist. Auch von unseren Kooperationspartnern werden wir als zuverlässiger Partner wertgeschätzt. Nicht umsonst arbeiten wir mit den Top AGOF-Portalen zusammen.

Was unterscheidet die weltweite Nr.1 von Deutschlands Nr.1 FriendScout24?

match.com ist eine amerikanische Firma die ihren Fokus jedoch nicht auf den deutschen Markt legt sondern weltweit operiert und in nahezu allen Ländern aktiv ist - dadurch hat match.com den Nr.1-Status im internationalen Bereich erreicht.

FriendScout ist die "wirkliche" Nr.1 in Deutschland. Wir sind eine deutsche Firma, die den Anspruch hat, ihre Marktführerschaft in Deutschland weiter auszubauen und deshalb auch ihr Produkt. Dadurch bieten wir ein Stückweit mehr Professionalität. Als Mitglied der Scout24-Gruppe haben wir in Deutschland natürlich auch ein ganz anderes Gewicht. Wir sind ja nicht das einzige erfolgreiche Unternehmen in dieser Gruppe, auch AutoScout24 oder ImmobilienScout24 sind Unternehmen mit einem sehr hohen Marktwert.

Und sind die Australier insgesamt ein Online-Dating-begeistertes Volk? Wie ist da der Entwicklungsstand im Vergleich zu Deutschland oder den USA?

Als wirklich online-begeistert würde ich die Amerikaner bezeichnen. Dort ist Online-Dating mitlerweile völlig alltäglich. Auch in Australien ist Online-Dating gesellschaftlich akzeptiert, aber die Australier daten unter ganz anderen Voraussetzungen: In Down-under hat Dating immer einen romantischen Hintergrund, das Gegenüber wird als potentieller Partner gecheckt. Die Deutschen sind viel offener in Bezug auf die Themen Dating, Beziehung und Sexualität. Und gehen daher auch viel lockerer mit einem Date um.

Was sind die großen Trends des Online-Datings in Australien und in Deutschland?

Meine Vermutung ist, dass zukünftig immer mehr Nischen-Portale auf den Markt drängen. Im Bereich Partnerbörsen wird der Markt zukünftig von den großen Playern regiert werden. Die Chance der kleinen Online-Dating-Anbieter liegt in der Spezialisierung.

Wie sehen sie die Entwicklung der Online-Partnerbörsen in den Kommenden fünf Jahren in Deutschland und international?

Auch nach 10 Jahren ist der Markt in Deutschland weit von einer Sättigung entfernt. Wir haben zum Glück keine statische, sondern eine sehr dynamische Zielgruppe, da die meisten Menschen mehrmals im Leben auf Partnersuche sind und der Trend zur Digitalisierung immer mehr Bereiche des Lebens erreicht. Online-Partnersuche verzeichnet hier die stärksten Wachstumsquoten.

Ich vermute in Australien sieht die Entwicklung ähnlich aus. Sowohl im deutschen als auch im australischen Markt liegt noch viel unerschlossenes Potential, dass ein weiteres Wachstum ermöglicht.

Ist Ihnen dort unten eine besonders große Portal-Vielfalt aufgefallen mit Nischen-Singlebörsen für Große, kleine, dicke, Dünne, Swinger, Hundefans, Feuerwehrleute,… oder beschränkte sich das Angebot wie in vielen südeuropäischen Ländern auf ein paar Mainstream-Portale?

Eine besonders große Portal-Vielfalt ist mir nicht aufgefallen. Auch in Australien gibt es viele Mainstream-Portale die untereinander vergleichbar sind.

Auffällig ist allerdings der Riesenerfolg des Online-Dating-Portals Gaydar, das sich an Homosexuelle richtet. Der Anteil von Schwulen in der australischen Bevölkerung ist insbesondere in Sydney extrem hoch. Dadurch hat Gayda eine ganz hohe Akzeptanz. Und das, obwohl Gaydar viel direkter und offener ist, als zum Beispiel rsvp. Generell gehen die Schwulen in Australien (und weltweit?) viel lockerer mit dem Thema Sexualität um.

Wenn wir mal außerhalb des Internet schauen: Wie funktioniert das Kennenlernen und das Pärchenbilden generell? Mit relativ standardisierten Dating-Regeln wie in den USA vielleicht? Oder schnappt sich Crocodile Dundee auf altmodische Art und Weise sein Weibchen?

Die Dating-Regeln in Australien sind schon wesentlich konservativer als in Deutschland. Ähnlich wie bei den Amerikanern, die ja auch den Ruf haben ein bisschen verklemmter als die Deutschen zu sein.

Ein Date hat auf jeden Fall ein romantisches Ziel. In Deutschland treffen sich Männer und Frauen auch, um einfach einen netten Abend zu haben oder rein freundschaftlich. Freundschaften zwischen Männern und Frauen sind in Australien aber meist nicht so selbstverständlich wie bei uns.

Haben Sie vor Ort denn auch mal Männer aus dem Internet getroffen? Wie war das?

Natürlich, ich musste doch unser Produkt testen (lacht). Ein Flirt oder eine Beziehung ist aber nicht daraus entstanden, aber ich habe zwei gute Freunde gewonnen.

Die "Hand-aufs-Herz-Frage zum Schluss: Welche Partnerbörse würden Sie Ihrer Schwester empfehlen?

(lacht) Meine Schwester soll erst mal mit mir ausgehen. Unter meinen Freunden sind schon ein paar nette Männer. Und wenn da keiner dabei ist, dann würde ich meiner Schwester natürlich FriendScout24 vorschlagen, denn ich weiß warum wir die Nr. 1 bei der Partnersuche in Deutschland sind.

Frau Schaper, wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch!


Wer hat diese Reportage geschrieben?

Henning Wiechers beobachtet seit 2003 die Welt der Singlebörsen und gilt in den Medien als führender Fachmann zum Thema.

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