Generation Z und ihre Einstellung zu Sex:
Aufgeklärt, aber gehemmt?

Veröffentlicht: 24. Juni 2024

Man könnte annehmen, dass junge Menschen heute offener mit ihrer Sexualität umgeht als frühere Generationen. Eine aktuelle Umfrage des Streamingdienstes Netflix zeigt jedoch, dass die Generation Z (16 bis 29 Jahre) beim Thema Sex überraschend zurückhaltend ist. Die Umfrage, die in Zusammenarbeit mit "F/A/Q – The Better Health Group" durchgeführt wurde, offenbart interessante Einblicke in die sexuelle Einstellung und Aufklärung dieser Generation.

Sexualkunde in der Schule: Ein Update ist nötig

Erinnern Sie sich noch an Ihren Aufklärungsunterricht? Die meisten von uns verbinden damit eher peinliche Momente und wenig praxisnahe Informationen. Auch heute wünschen sich viele junge Menschen eine modernere und realitätsnähere Sexualaufklärung. Rund 32 Prozent der Befragten gaben an, dass der Spaß am Sex im Unterricht zu kurz kommt.

Auch Themen wie Verhütungsmethoden (29 Prozent) und Anatomie (27 Prozent) werden als unzureichend behandelt empfunden. Ethische Fragen wie Zustimmung zu sexuellen Handlungen (Consent) sind für etwa 17 Prozent der Jugendlichen ebenfalls unterrepräsentiert.

Eltern als Aufklärer: Eine verpasste Chance?

Interessanterweise gaben fast 50 Prozent der Jugendlichen an, dass sie hauptsächlich in der Schule über Sexualität aufgeklärt wurden. Nur etwa 30 Prozent der Befragten wurden von ihren Eltern aufgeklärt. Dies zeigt, dass Eltern oft die Chance verpassen, eine offene und vertrauensvolle Gesprächsbasis zu schaffen. Stattdessen wenden sich viele Jugendliche an ihre Freunde oder suchen Informationen online.

Hier muss vermutlich niemand mehr aufgeklärt werden:
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Die Rolle von Medien: TikTok, Pornos und Co.

Entgegen der allgemeinen Annahme beziehen nur etwa 18 Prozent der Jugendlichen ihre sexuelle Aufklärung aus sozialen Medien wie TikTok. Pornos spielen ebenfalls eine Rolle, insbesondere bei jungen Männern: Rund 22 Prozent der Männer nutzen Pornos als Informationsquelle, während dies nur für 11 Prozent der Frauen gilt. Filme und Serien tragen nur geringfügig zur Aufklärung bei.

Scham und Unsicherheit: Ein großes Hindernis

Trotz der Vielzahl an Informationsquellen bleibt die Scham ein großes Hindernis. Etwa ein Drittel der Generation Z schämt sich für ihre sexuelle Lust und Vorlieben. Ein schamfreier Zugang zu Aufklärung und Gesundheitsthemen sei essenziell für selbstbewusste Entscheidungen im Umgang mit Sexualität. Roman Malessa von "F/A/Q – The Better Health Group" betont:


Dass ein Drittel der jungen Menschen Scham für ihre Lust empfindet, ist aus Sicht einer gesunden Aufklärung bedenklich.

Ethische und identitätsbezogene Themen: Wichtig, aber nicht ausreichend

Die Generation Z legt großen Wert auf einen ethischen und achtsamen Umgang mit Sexualität (31,5 Prozent). Auch das Interesse an sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität ist größer als in anderen Generationen (25 Prozent im Vergleich zu 20,8 Prozent bei den 30- bis 39-Jährigen). Dennoch zeigt sich, dass viele junge Menschen Unterstützung und eine offenere Kommunikation benötigen, um ihre Scham zu überwinden und eine gesunde sexuelle Identität zu entwickeln.

Fazit: Ein Aufruf zur besseren Aufklärung

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen deutlich, dass es in der Sexualaufklärung noch viel Verbesserungspotenzial gibt. Schulen sollten ihren Lehrplan aktualisieren und praxisnahe sowie ethische Themen stärker integrieren. Eltern sollten die Hemmschwelle überwinden und aktiv zur Aufklärung ihrer Kinder beitragen. Schließlich sollten Medien und soziale Plattformen ihre Rolle als Informationsquellen verantwortungsvoll wahrnehmen.

Mit einer offenen und modernen Herangehensweise an das Thema Sexualität kann die Generation Z selbstbewusster und informierter aufwachsen. Dies ist nicht nur wichtig für das individuelle Wohlbefinden, sondern auch für eine gesunde und respektvolle Gesellschaft.

Quelle: welt.de

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