"Wir wollen der Dreh- und Angelpunkt für Adult Education im deutschsprachigen Raum werden – online und offline."

JOYclub.de ist nach wie vor die beliebteste Erotik-Community im deutschsprachigen Raum, wenn es um erotische Kontakte für Singles und Paare geht. Doch mittlerweile können nicht nur neue Kontakte über die Plattform gefunden werden, es gibt auch jede Menge Informationen, Anleitungen, Livestreams, Videos und Workshops rund um das Thema "Sex und Erotik". Unser letztes Interview mit JOYclub.de liegt nun einige Jahre zurück: Mit Judith Langer sprachen wir über die neue Reihe Sex-Education und welche Ergebnisse der hauseigene Corona-Sex-Report brachte.

Pablo Picasso sagte einst:

Das Flüstern einer schönen Frau hört man weiter als den lautesten Ruf der Pflicht.

JOYclub.de ist seit 1999 am Markt und kann noch immer mit einer starken Mitgliederzahl überzeugen. Und zwar mit sehr aktiven Mitgliedern, die gern alle Möglichkeiten des JOYclubs nutzen. Täglich werden neue Profile erstellt. Ist die Lust mehr geworden in Deutschland?

Die Lust ist in Deutschland definitiv sichtbarer geworden! Seien es der Umgang mit Sexspielzeug, der Besuch von kinky Partys oder auch verschiedene Beziehungsmodelle, die zunehmend offen gelebt werden. Ich würde aber sagen: Nicht nur Lust, Sexualität ist über die letzten zwei Jahrzehnte in ihren verschiedensten Facetten häufiger präsent und wird offener thematisiert. Dafür sprechen auch die rund 5 Millionen Mitglieder im JOYclub, die ihre Lust selbstbestimmt leben – und täglich werden es mehr, die Teil der Community sein wollen. Und für so manch ein Mitglied ist JOYclub die Anlaufstelle Nummer 1 seit nunmehr 18 Jahren. 

Was macht den JOYclub so einzigartig?

JOYclub ist eine sexpositive Online-Community für ein lustvolles Leben – und alles in einem, was es dazu braucht: JOYclub ist eine Videoplattform, ein kommunikationsfreudiges Forum, ein informatives Magazin, eine erotische Datingseite, bietet den größten kinky Eventkalender und explizite Livestreams. 

Für mich machen die Menschen den JOYclub, die als teils langjährige Mitglieder die Community bilden – unabhängig von sexueller Orientierung, Aussehen, Gender und Fetisch. Sie stellen einen Querschnitt der Gesellschaft dar und bieten ein vielfältiges und buntes Bild. Auf die deutsche Gesellschaft zwischen 18 und 65 Jahre geblickt, haben oder hatten 6 Prozent ein Profil im JOYclub. Mitglieder sind also ganz "normale" Menschen. Sie sind Single oder Paare, weiblich, trans* oder auch männlich, studieren oder genießen die Rente, arbeiten im Handwerk, als Richterin oder Chefarzt. Die meisten der Mitglieder sind zwischen 25 und 44 Jahren alt, aber mindestens 18. Nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt. Es gibt also nicht das typische JOYclub-Mitglied. Vielmehr verbindet alle Mitglieder das Bewusstsein für die Wichtigkeit ihrer eigenen Sexualität. Und das ist für mich einzigartig am JOYclub. 

Was sind die beliebtesten bzw. am häufigsten genutzten Features?

Das wohl am häufigsten genutzte Feature im Jahr 2022 war der interne Messenger. Die Mitglieder hauen jeden Tag fleißig in die Tasten und haben im Schnitt 1,9 Millionen Nachrichten (ClubMails) geschrieben. Das macht fast 22 pro Sekunde! 

Ähnlich beliebt ist der Livestream. Hier spielen das Zeigen und Zuschauen eine wichtige Rolle. Pro Tag wurden durchschnittlich 1.610 Streams von den Mitgliedern gestartet, die im Schnitt jeweils rund 15 Minuten gestreamt haben. Mit diesem Material könnte man 16 Fernsehkanäle rund um die Uhr füllen. Aber nicht nur mit expliziten Bildern, sondern auch mit informativer Sex Education. Professionelle Coaches konnten im letzten Jahr mehr als 135.000 Mitglieder begeistern und sie in ihrer sexuellen Weiterentwicklung bestärken. 

Das Angebot im Bereich Livestreams ist mittlerweile wirklich beeindruckend. Für jeden sollte hier etwas Interessantes und Aufregendes dabei sein.

Daneben sind Events und Dates für die Mitglieder zentral, befördern sie doch den Wechsel von online zu offline und damit persönliche Begegnungen. Sei es zu zweit, zu dritt oder mit vielen. Ganz wie jede:r mag. Und dort, wo Lust und Sex regieren, erwächst aus so manchem Date auch eine neue Liebe. Dank der im Jahr 2022 täglich durchschnittlich 2.146 Dates im Kalender haben sich 1.036 Paare gefunden und verifiziert – ihr Glück quasi joyclublike zertifiziert. 

Hat sich die Nutzung während Corona geändert? Waren mehr Menschen auf der Suche nach einem Kuschelpartner oder gab es z.B. mehr Live-Dates oder Streams über JOYclub?

Aber ja, während Corona hat sich die Nutzung von JOYclub verändert. Partys haben nicht mehr stattgefunden, die Clubs waren geschlossen. Auch Treffen zu zweit wurden reglementiert und dennoch war das Bedürfnis nach Kontakt mit anderen Menschen da. Wenn auch primär online, so hat JOYclub seinen Mitgliedern verschiedene Möglichkeiten zur Interaktion geboten. Allen voran wurde der Livestream direkt im Frühjahr 2020 gelauncht. 

Welche Spuren konkret die Pandemie in der Sexualität der Mitglieder hinterlassen hat, dem bin ich im Februar 2022 nachgegangen. Die Ergebnisse der Umfrage unter 4.833 Mitgliedern sind im Corona-Sex-Report zusammengefasst und wurden auch auszugsweise als Poster bei der 27. wissenschaftlichen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung präsentiert. 

Schon bei der Motivation, während Corona eine Online-Community wie JOYclub zu nutzen, haben sich entlang der Geschlechter Unterschiede gezeigt. Die Hälfte der Männer wollte neue Menschen für Dating und/oder Sex finden. Hingegen waren zwei Drittel der Frauen an Austausch und Socializing interessiert. Letztendlich mit neuen Bekanntschaften für Sex getroffen hat sich rund jedes zweite befragte Mitglied. Etwa jedes sechste hat sich zwar getroffen, aber ohne Sex. 

Im Corona Sexreport wird deutlich wie erotische Communities es während der Pandemie ermöglichten, dass Menschen dennoch gewünschten Sex hatten.

Da sich sehr vieles online abgespielt hat, haben die bereits aus beruflichen Kontexten bekannten digitalen Kommunikationsformen nicht nur ins private Leben, sondern auch ins Online-Dating Einzug gehalten. Wer von den Befragten während Corona Neues ausprobiert hat, setzte am häufigsten auf Livestream (58,8 %), Videochat (38,7 %) und Sexting (32,1 %). 

Explizit auf Kuscheln und Sex geschaut hat Corona die Häufigkeiten merklich beeinflusst. Tendenziell wurde mehr gekuschelt und weniger gesexelt. Besonders deutlich: Jede:r Dritte gab an, weniger Sex zu haben, aber auch jede:r Achte, dass Kuscheln weniger geworden sei. Demgegenüber gaben jede vierte Frau und knapp jeder fünfte Mann an, mehr zu kuscheln. Jede sechste Frau und jeder neunte Mann berichteten sogar von mehr Sex. 

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Mitglieder ganz unterschiedlich mit den Herausforderungen der Pandemie umgegangen sind – von der Motivation online zu sein bis zu sexuellen Aktivitäten offline. Manche haben die Zeit für Neues genutzt und andere auf Bewährtes vertraut. 

Der hohe Frauenanteil zeigt sich vor allem im direkten Vergleich mit anderen Erotik-Communitys. Warum ist der JOYclub so beliebt bei Frauen?

Als Frau, die mit dem JOYclub seit mehr als zehn Jahren vertraut ist, und ihn zunächst als Mitglied kennengelernt hat, empfand ich – und erachte ich bis heute – die Echtheitsprüfung und die damit verbundene kostenlose Plus-Mitgliedschaft als wichtigen Anreiz. Denn mir gibt die Mitgliedschaft die Möglichkeit, ClubMails zu schreiben und nicht nur zu empfangen. Zudem kann ich mir sicher sein, dass es dank Häkchen im Profil den Menschen hinter einer Nachricht wirklich gibt.

In der Anonymität des Internets und insbesondere bei einem solch sensiblen Thema wie Sexualität ein vertrauensstiftender Moment. 

Ebenso habe ich das Miteinander in der Community schätzen gelernt. Nicht dass immer alles friedlich und freundlich wäre, aber es wird aufeinander geachtet und die Werte, die im Community-Guide, quasi der Hausordnung des JOYclubs, verankert sind, werden hochgehalten – sowohl von den Mitgliedern als auch dem JOY-Team. Außerdem gibt es im Bereich der Gruppen geschützte Räume, die von Frauen für Frauen kreiert werden. Im Austausch geht es mitunter um weit mehr als Sexualität und das regt an zu bleiben, so dass JOYclub für so manches Mitglied auch zum festen Lebensbestandteil wird. 

Und natürlich spielen auch Faktoren wie Datenschutz und Sicherheit eine wichtige Rolle: JOYclub ist vom TÜV zertifiziert. Zu guter Letzt bewahrt mich der Dickpic-Filter davor, unerwünschte Bilder per ClubMail direkt sehen zu müssen. Ich habe die Wahl, ich kann entscheiden. 

Mit Sex Education ist vor einiger Zeit ein neues Angebot gestartet. Was verbirgt sich dahinter? Und wie gut kommt das Format bisher an?

Mit der Gründung des Formats Sex Education haben wir im Frühjahr 2021 einen Raum geschaffen, in dem professionelle Coaches ihr Wissen weitergeben können, um neue Facetten der Lust aufzuzeigen und die sexuelle Weiterentwicklung zu fördern. Das zunächst im Livestream und mittlerweile auch in professionellen Online-Kursen, die mit hohem Aufwand in Eigenproduktion entstehen. Die eigenproduzierten Online-Kurse und auch die seitens JOYclub kuratierten Livestreams sind für Mitglieder kostenlos.

Die inhaltliche Bandbreite ist so groß, wie das Thema Sexualität vielfältig ist. Von A wie Analsex, über B wie Bondage, Cuckold, Erotische Hypnose, Fisting, Intimmassage, Konsens, Masturbation, Offene Beziehung, Polyamorie, Slowsex, Tantra, Unlust und W wie Wechseljahre bis zu Z wie Zervix ist alles dabei. Und ein Vorteil ist sicherlich in einer Community, in der alle über 18 Jahre sind, dass die Vermittlung auch ganz explizit sein darf. 

Jeden Monat finden Live-Streams und Workshops zu unterschiedlichen Themen statt - kostenlos!

Das, was uns mit dem Eventkalender schon gelungen ist, soll auch für Coaches gelingen: Wir wollen der Dreh- und Angelpunkt für Adult Education im deutschsprachigen Raum werden – online und offline. Und wir sind auf einem guten Weg: Das Format stößt auf reges Interesse in der Community, über alle Altersgruppen und Geschlechter wie Beziehungskonstellationen hinweg, wobei die Mitglieder zwischen 18 und 34 Jahren ein besonders ausgeprägtes Interesse an Sex Education bekunden. Durch die ganz unterschiedlichen Themen werden Menschen da abgeholt wo sie stehen. Jede:r kann sich das herauspicken, was persönlich von Interesse ist.

Wie sieht es mit Euren Weltherrschaftsplänen aus? Habt Ihr vor, auch in anderen Ländern aktiv zu werden?

Wenn Weltherrschaft, dann bitte sexpositiv! Und ja, es gibt nicht nur Pläne, sondern wir sind bereits über den deutschsprachigen Raum hinaus in verschiedenen Ländern Europas, wie beispielsweise Spanien und Frankreich, aktiv. Den Sprung nach Großbritannien und über den großen Teich nach Mexiko haben wir auch schon gewagt. 

Das heißt, den JOYclub gibt es mittlerweile neben Deutsch in den Sprachen Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch und Tschechisch. Als nächstes kommt Portugiesisch. Wie es dann weitergeht, das wird sich zeigen.

Wer also einen frivolen, lustvollen Urlaub sucht oder sich schon mitten in der Planung befindet, dem kann ich nur empfehlen, sich über Clubs und Events vor Ort zu informieren und vielleicht vorab schon Kontakte zu lokalen Mitgliedern zu knüpfen. 

Wofür wird der JOYclub in den nächsten Jahren stehen? Was ist Eure Vision?

JOYclub tritt ein für eine sexpositive Welt, in der Menschen ihre Lust leben und sexuelle Erfüllung finden können. Diese Vision ist seit 2018 richtungsweisend und treibt uns bei unserem internationalen Wachstum an. 

Als einen besonders wichtigen Bestandteil erachten wir dabei die Entwicklung von Sex Education sowie die kontinuierliche Begleitung und Förderung der Community in all ihrer Vielfältigkeit, um Menschen sowohl aktiv dort abzuholen, wo sie stehen, als auch das einzigartige Miteinander zu bewahren, in dem Veränderung und persönliches Wachstum möglich sind. 

Vielen Dank für das Interview und die vielen Tipps, liebe Judith! Wir wünschen JOYclub.de weiterhin viel Erfolg und zufriedene sowie neugierige Mitglieder!