"Online Dating ist ein Spielfeld, auf dem man Erfolg haben kann oder auch nicht."
Barbara GrebeCoach für hochbegabte, hochsensible und hochsensitive Menschen Veröffentlicht: 12. April 2019 |
Im Gespräch mit Barbara Grebe haben wir erfahren, dass es Hochsensiblen meist schwerfällt, gut von sich zu denken, weil sie auf keinen Fall für überheblich oder arrogant gehalten werden wollen. Man kann aber nicht seine Talente entfalten, wenn man nicht bereit ist, im Positiven ehrlich hinzuschauen. Das kann sich natürlich auch auf die Partnersuche auswirken…
Viele introvertierte HSP (highly sensitive persons) sind sehr verschlossen und trauen sich nicht so schnell, sich wirklich zu zeigen. Das erschwert die Partnersuche.
Hochsensibel – was ist das eigentlich genau?
Hochsensibilität ist eine andere Form der Reizverarbeitung. Hochsensible Menschen nehmen mehr und feiner Reize wahr als andere und können nicht so gut filtern. Dadurch erleben sie die Welt intensiver.
Wichtig zu verstehen ist, dass hochsensible Menschen nicht weniger aushalten, sondern mehr aufnehmen als der Durchschnitt.
Können Sie ein konkretes Beispiel dafür geben, was es im Alltag bedeutet, wenn jemand Reize nicht so gut filtern kann?
Stellen wir uns die Situation in einem Restaurant vor: Am Nachbartisch ist gereizte Stimmung, die Musik ist zu laut, die Kellnerin riecht verschwitzt und hat einen Fleck auf der Bluse. In der Küche fällt etwas zu Boden, die Aufsteller auf dem Tisch haben Rechtschreibfehler.
Drei Tische weiter schimpft jemand auf die Politik, es zieht vom Eingang, im Rücken sitzt jemand mit sehr unangenehmer Stimme, sobald sich die Tür in Richtung der Toiletten öffnet, weht der Geruch nach Raumbedufter herüber, auf dem Teller sieht man noch die Spuren, die vom Wegwischen verkleckerter Sauce zurückgeblieben sind und man fragt sich, wie sauber der Lappen war…
So in etwa sieht es für einen Hochsensiblen aus, wenn er einfach nur essen geht. Das, was eigentlich gerade nicht wichtig wäre, kann er nicht einfach ignorieren. Es prasselt ungefiltert auf ihn ein. Die Eindrücke dessen, was am eigenen Tisch passiert, kommen noch hinzu.
Sind Sie hochsensibel? Wie haben Sie das bei sich entdeckt?
Ich bin durch ein Buch auf das Thema Hochsensibilität aufmerksam geworden. Ich hatte vorher immer das Gefühl, dass mein Verständnis für mich selbst lückenhaft war. Vieles passte nicht zusammen, ohne dass ich es hätte richtig erklären können.
Die Entdeckung und Auseinandersetzung mit Hochsensibilität hat die losen Fäden zusammengefügt. Das war ein entscheidender Wendepunkt in meinem Leben. Vorher habe ich mich eher aus dem Mangel heraus erlebt, danach konnte ich meine Gaben und Stärken entdecken und zum Einsatz bringen.
Was meinen Sie damit, dass Ihr Verständnis für sich selbst lückenhaft war? Können Sie ein Beispiel geben, wie Sie sich aus dem Mangel heraus erlebt haben?
Es war für mich selbstverständlich und meine Hauptbeschäftigung Menschen hinter ihrer Fassade zu lesen oder zwischenmenschliche Zusammenhänge zu erfassen. Ich fand es ganz normal und dachte, das könne jeder.
Zugleich verstand ich nicht, dass so viele Menschen die (für mich) ganz offensichtlichen Dinge nicht wahrnahmen. Das verbuchte ich dann so, dass mit mir etwas nicht stimmen könne. Ich dachte, die anderen wären irgendwie schlauer oder reifer…
Da ich in meiner Veranlagung keine Begabung sah, suchte ich mir erst Berufsfelder aus, in denen ich zwar etwas konnte, die aber meinem Naturell überhaupt nicht gerecht wurden.
Wenn mir jemand damals vorausgesagt hätte, wie ich heute mit Menschen arbeite, hätte ich ihm das vermutlich nicht geglaubt.
Erst, als ich meinen Lehrcoach kennenlernte, merkte ich, was mir da für ein Schatz in die Wiege gelegt worden war. Das Arbeiten als Coach war dann wie ein Nachhause kommen. Ich tat einfach das, was ich konnte. Es fühlte sich von Anfang an stimmig und richtig an. Und niemand war darüber erstaunter als ich.
Durch welches Buch sind Sie auf das Thema Hochsensibilität aufmerksam geworden? Haben Sie ein Lieblingsbuch zum Thema Hochsensibilität?
Bei mir waren es Bücher von Andrea Brackmann, die mich sehr gut in das Thema eingeführt haben. Rolf Sellin habe ich auch gerne gelesen und Luca Rohleder kann ich auch empfehlen.
Es gibt aber inzwischen so viel Literatur, dass ich nicht behaupten kann, da noch den vollständigen Überblick zu haben. Ich würde immer schauen, ob einem der Stil liegt oder ob man vielleicht nach einem bestimmten thematischen Schwerpunkt sucht (z.B. Beruf, Kinder, Frauen).
Ich selbst habe eine CD herausgebracht: "Immer auf Empfang". Sie gibt in einer Stunden einen anschaulichen Überblick über das Thema Hochsensibilität und befasst sich auch mit Hochsensibilität bei Kindern. Außerdem gibt es von mir eine Geschichte über das Gefühl des Andersseins, unter dem die meisten HSP leiden: "Der bunte Vogel".
Wie kann man herausfinden, ob man hochsensibel ist?
Es gibt viele Tests, die schon mal eine Richtung aufweisen können. Den meisten Menschen reicht das aber nicht. Sie haben das Bedürfnis nach Austausch. Denn einfach nur zu wissen: "Ja, ich bin hochsensibel" bringt nicht die Veränderung.
Man ist ja nicht nur hochsensibel, sondern noch ganz viel mehr. Und das alles möchte betrachtet und neu sortiert werden. Ich empfehle Tests, Bücher, Gesprächsrunden, Coaching.
Was kosten eigentlich die erfolgreichen Dating-Portale?
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Welche Auswirkungen kann Hochsensibilität auf die Partnersuche haben?
Viele introvertierte HSP sind sehr verschlossen und trauen sich nicht so schnell, sich wirklich zu zeigen. Das erschwert die Suche.
Außerdem neigen sie dazu, schlechte Erfahrungen schwer zu nehmen. Sie können diese nicht einfach als Erfahrung abhaken, sondern suchen den Fehler für das Erlebte bei sich selbst. Sie grübeln sehr lange über das nach, was geschehen ist.
Für solche Menschen sind negative Erfahrungen ein emotionales Risiko, weil sie oft zu einer Schwächung des Selbstwertgefühls führen.
Es gibt aber auch die Menschen, die ihre Sensibilität dafür nutzen herauszufinden, welche Schritte für sie bei der Partnersuche passen und welche nicht und die in ihrer Feinfühligkeit einen guten Wegweiser haben. Man erkennt unter Umständen bereits an kleinsten Anzeichen, ob es sich lohnt, einen Kontakt weiter zu verfolgen.
Würden Sie hochsensiblen Menschen Online-Dating empfehlen?
Bei den HSP gibt es, genauso wie bei allen Menschen, diejenigen, die sich lieber vorsichtig übers Schreiben annähern und die, die mit der digitalen Welt am liebsten gar nichts zu tun haben möchten.
Allerdings geben die digitalen Medien gerade Introvertierten erst einmal ein Gefühl von Sicherheit. Hier kann man in Ruhe überlegen und die Worte abwägen – das kommt vielen HSP sehr entgegen.
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Eine hochsensible Person mit gutem Selbstwertgefühl wird besser mit den vielfältigen Erfahrungen klarkommen, als jemand, der sehr irritierbar ist. Die entscheidenden Faktoren, ob Beziehungen gut oder weniger gut anlaufen sind das Gefühl für den eigenen Wert auf der einen und die soziale Kompetenz auf der anderen Seite. Die Art, wie man Kontakte aufnimmt, ist dagegen eher eine Frage der persönlichen Vorlieben.
Welche Hürden könnte es für Hochsensible bei der Partnersuche via Dating-App & Co. geben?
Eine Hürde ist sicher: Wann komme ich raus aus dem Schneckenhaus? Wann zeige ich mich wirklich? Das ist ein großes Thema bei der Partnersuche. Und das wird durch jede digitale Annäherung hinausgezögert.
Da ist so viel Raum für Projektion und Phantasie, dass die gelebte Auseinandersetzung mit seinem Gegenüber daneben unter Umständen schlecht abschneidet. Die Phantasie ist so viel einfacher…
Eine weitere Hürde könnte die Schnelligkeit sein, mit der Kontakte aufgenommen und wieder verworfen werden. Viele Hochsensible haben eine tiefe Sehnsucht nach intensiven, verlässlichen Beziehungen und leiden darunter, wenn sie "mal eben" aussortiert werden.
Meinen Sie, dass HSP besonders fantasievoll sind?
Ich finde, ja. Wobei ich Fantasie hier weit fassen möchte. Es geht um Kreativität, aber auch einfach um eine gute Vorstellungsgabe. Die starke Vernetzung des Gehirns bei HSP fördert kreatives, komplexes Denken.
Gib einem Hochsensiblen die Freiheit, die Dinge auf seine Art anzugehen, und du wirst die besten Leistungen erhalten.
Deshalb tun sich viele auch so schwer, wenn sie in Standardabläufen gefangen sind. Diese Einengung ist für uns unerträglich.
Wie sehen Ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Online-Dating aus?
Ich gehöre nicht zu der Generation, für die Online-Dating selbstverständlich ist, aber ich habe das aus Neugier mal ausprobiert. Das, was ich auf Online-Dating-Portalen erlebt habe, fand ich aber wenig zufriedenstellend.
Wenn ich einem Menschen gegenüberstehe, weiß ich innerhalb kürzester Zeit, ob ich mehr Zeit mit diesem Menschen verbringen möchte. Das herauszufinden dauert online wesentlich länger und ist anfälliger für Irrtümer und Projektionen. Trotzdem hatte ich ein paar schöne Online-Unterhaltungen, die aber zu keiner Begegnung geführt haben.
Sucht man im Internet nach Informationen zum Thema Hochsensibilität und Partnersuche trifft man stets auf die Singlebörse Gleichklang.de. Was halten Sie als Expertin für Hochsensibilität von dieser Webseite?
Die Idee fand ich erst einmal gut, als ich von Gleichklang.de hörte. Der Praxistest hat meine positiven Erwartungen aber nicht bestätigt. Letztlich kann es für den einen passen und für den anderen nicht. Man sollte sich im Vorfeld überlegen, ob man überhaupt einen hochsensiblen Partner möchte oder nicht. Beides hat Vor- und Nachteile.
Allerdings stelle ich auch fest, dass der Begriff Hochsensibilität sehr unterschiedlich aufgenommen und interpretiert wird. Er führt also nicht zwangsläufig zu einer höheren Trefferquote, was man vielleicht erst mal erhofft.
Was haben Sie bei Ihrem Praxistest im Online-Dating erlebt? Vielleicht mögen Sie ein wenig näher auf Ihre Erfahrungen eingehen.
Meine Erfahrung ist, dass diese äußeren Faktoren (Online-Dating oder nicht, welches Portal wähle ich usw.) keine Rolle spielen, ob wir erfolgreich zu einer Beziehung finden oder nicht. Es geht vielmehr um die Haltung und das, was wir energetisch ausstrahlen.
Ich habe erlebt, wie ein Mann, der immer unehrliche, fordernde Frauen anzog, mit denen er nicht glücklich war, innerhalb von drei Coachingsitzungen zu seiner jetzigen Partnerin gefunden hat, einer reifen, intelligenten Frau auf Augenhöhe. Das war vorher nicht möglich.
Bei mir selbst war es auch so. Ich habe an meinen inneren Themen gearbeitet und das hat mich für spannende Männer sichtbar gemacht. Es waren nicht die Portale oder die Art des Datings.
Das Leben – und eben auch die Resonanz beim Dating – spiegelt uns immer nur, wie es in uns aussieht.
Das Leben zeigt uns, was wir ausstrahlen. Das ist das Gesetz der Resonanz. Wer das akzeptiert und sich dann für die eigene Entwicklung öffnet, hat die allerbesten Chancen.
Aus meiner Sicht ist Online-Dating einfach nur ein Spielfeld, auf dem man Erfolg haben kann oder auch nicht.
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Wie unterschiedlich wird der Begriff HSP in der Öffentlichkeit aufgenommen? Können Sie das näher erklären?
Hier in Deutschland gibt es bei allen Begriffen, die mit "hoch" anfangen große Abwehr. Da geht gleich eine Schublade auf, auf der so etwas steht wie "hält sich für was Besseres".
Das ist aber nur Ausdruck dafür, dass Menschen nicht wissen, was es mit Hochsensibilität wirklich auf sich hat.
Hinter dem Begriff verstecken sich aber auch viele Menschen, die einfach nur sehr, sehr empfindlich sind und die (vermeintliche) Hochsensibilität nutzen, um die Verantwortung für ihr Leben nicht zu übernehmen.
Sie leiden zwar an einer Überreizung, die sich ähnlich darstellen kann wie Hochsensibilität, die aber auch aus anderen Quellen kommen kann. Es ist schade, dass das Bild dadurch in der Öffentlichkeit so etwas von "Sensibelchen" und "nicht belastbar" bekommt. Denn in Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall.
Welche drei Tipps würden Sie einem Menschen mit Hochsensibilität geben, der nach einer neuen Partnerschaft sucht?
- Finde deine Wünsche heraus, die du an einen Partner/eine Partnerin und eine Beziehung hast: Werte, Lebenshaltung, Intelligenz, Humor, Aussehen, Ziele, Umgangsformen. Was ist dir unverrückbar wichtig und wo bist du kompromissbereit? Je bewusster du dir deiner Wünsche bist, desto leichter wird es.
- Finde heraus, was du zu geben hast. Was ist an dir attraktiv für einen anderen Menschen? Passt es zu deinen Wünschen an den Partner/die Partnerin? Setz dich damit auseinander, was du für ein Mensch bist. Je besser du dich kennst und zu dir stehst, desto klarer sind die Signale, die du aussendest.
- Zeig dich, werde sichtbar, schau dich um. Spielerisches Herangehen ist besser als Suchendes.
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Wenn Sie schreiben "werde sichtbar", wie könnte jemand das in die Tat umsetzen?
Viele Hochsensible zeigen sich nicht mit dem, was sie wirklich beschäftigt. Sie sind sehr damit beschäftigt sich an die Norm anzupassen. Auf diese Weise kann man sie in ihren Interessen, Wünschen, Fähigkeiten und Themen nicht erkennen.
Ich finde es wesentlich sinnvoller zu einem HSP-Treffen, einem Vortrag von Eckart Tolle oder einer Oldtimer-Ausstellung zu gehen, statt zu schreiben. Bei solchen Events hat man immer die Möglichkeit mit Menschen in Kontakt zu kommen und man hat direkt eine Interessensschnittmenge.
Ein weiterer Punkt ist, als Mann oder Frau sichtbar zu werden. Viele Menschen haben eine abwartende Haltung, Männer genauso wie Frauen. Wie soll denn da Kontakt entstehen? Auch hier gilt es herauszufinden, was man eigentlich möchte und was man aussendet.
Wenn einem die eigene Ausstrahlung nicht bewusst wird, wird man nicht verstehen, dass man selbst die Ursache dafür ist, dass es schleppend läuft.
Drehen wir den Spieß nun einmal um. Kann man als Nicht-Hochsensibler Mensch erkennen, dass das Gegenüber hochsensibel ist? Was könnte einem diesbezüglich z.B. beim ersten Date am Gegenüber auffallen?
Wenn sich jemand mit dem Thema sehr gut auskennt und selber sensibel ist, kann er Zeichen erkennen. Viele HSP sind aber extrem gut angepasst und werden dem Gegenüber sehr viel Aufmerksamkeit zukommen lassen, so dass dieser sich wohl und gesehen fühlt. Dass der sensiblere Mensch sich hinter diesem Verhalten aber auch versteckt, fällt häufig erst einmal nicht auf.
Ihrer Antwort nach zu schließen kann jemand, der nicht HSP ist, also auch nicht erkennen, dass jemand HSP ist? Es gibt diesbezüglich tatsächlich keine konkreten Hinweise?
Es gibt Menschen, denen sieht und hört man die Hochsensibilität an: Feingliedrig, zarte Stimme, vorsichtige, gewählte Ausdrucksweise, viel Rücksichtnahme.
Und genauso gibt es Menschen, die kommen laut und selbstsicher daher, haben eine kräftige Statur und man käme im Leben nicht darauf, dass sie hochsensibel sein könnten.
Und es gibt viele, die nicht wissen, dass sie hochsensibel sind. Da merkt man es am ehesten über das Schildern von Wahrnehmungen, von Erlebnissen, die vielleicht ungewöhnlich wirken (wie z.B. Vorauswissen oder Gedankenlesen) und an der Komplexität der Wahrnehmungen und Gedanken, die der Mensch sich macht.
Ach ja, eine Sache fällt mir noch ein: Hochsensible beantworten die Frage "Wie geht es dir?" gerne wahrheitsgemäß und detailreich. Sie fühlen sich im Smalltalk sehr unbeholfen, während sie richtig warmlaufen, wenn die Gespräche tiefgründig und anspruchsvoll werden.
Gibt es beim ersten Date Verhaltensweisen, die einen hochsensiblen Menschen extrem abschrecken könnten?
Grobes oder unhöfliches Verhalten. Sich aufplustern, nur von sich erzählen. Undifferenziertheit, Pauschalurteile und Stammtischsprüche. Starke Gerüche, egal ob Schweiß oder Parfum.
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Wir haben im Laufe des Interviews gemerkt, dass Hochsensibilität ein komplexes Thema ist. Was möchten Sie hochsensiblen Menschen auf Partnersuche abschließend noch mit auf den Weg geben?
Wir HSP sind sehr komplexe und in Beziehungsfragen auch meist anspruchsvolle Menschen. Das ist toll. Steh dazu. Es kann sein, dass für dich die gängigen Beziehungsmuster als Vorbild nicht taugen. Sie werden dir vermutlich nicht gerecht. Trau dich, deinen ganz individuellen Weg zu gehen.
Konzentrier dich nicht nur auf die Suche nach dem Partner/der Partnerin, sondern finde immer mehr zu deiner Selbstliebe. Das ist die größte Kraft, die du in eine Beziehung einbringen kannst. Sie macht dich selbst zufrieden und zugleich sehr attraktiv.
Sie haben geschrieben, das HSP meist "sehr komplexe und in Beziehungsfragen auch meist anspruchsvolle Menschen" sind. Könnten Sie das noch einmal genauer erklären?
Hochsensible sind sehr anfällig für Störungen in der Beziehung. Ein falscher Blick ein komischer Tonfall, schon geht das Gedankenkarussell los. Aufgrund der Gefühlsintensität verarbeiten wir schmerzhafte Erlebnisse auch anders, kauen länger an ihnen rum.
Wir möchten eigentlich ständige Harmonie und haben Schwierigkeiten mit der Abgrenzung. Aber wir brauchen gleichzeitig unsere Rückzugsräume, müssen also unsere Grenzen setzen lernen.
Dann können wir manchmal nicht unterscheiden, ob das, was wir gerade fühlen, unsere eigenen Gefühle sind oder die des Partners. Bei den Gedanken ebenso. Das kann beglückend intensiv sein oder auch sehr schwierig. Denn manchmal verschwimmen die Grenzen so sehr, dass man nicht mehr genau weiß, wer man eigentlich ist.
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Das alles sind Dinge, die in einer nahen Beziehung eine Rolle spielen. Man wird unweigerlich mit alten Verletzungen konfrontiert, was die gewünschte Harmonie stört.
Von einem nahen Menschen möchte man meist verstanden werden. Wenn man aber ein Bild davon hat, wie viel in einem hochsensiblen Menschen los ist, was er oder sie alles auf einmal wahrnimmt, fühlt und denkt, dann kann man sich auch vorstellen, dass es für einen normalsensiblen Partner schwierig wird, dies nachzuvollziehen und zu teilen.
Es ist wichtig, dass beiden diese Unterschiedlichkeit bewusst ist und beide ihr mit Toleranz begegnen. Sonst fühlt sich der sensible Partner nicht verstanden und der weniger Sensible findet es unnötig kompliziert. Es braucht meist einen bewussten Umgang und viel Selbsterkenntnis, damit eine nahe Beziehung gut gelingt.
Liebe Frau Grebe, herzlichen Dank für dieses intensive und spannende Interview. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Coachingtätigkeit.
Wer hat das Interview "Coach für Hochsensibilität" geführt?
Alexandra Langbein arbeitet seit vielen Jahren als Singlebörsen-Testerin und ist unsere Ansprechpartnerin für die Medien.